Lily liebt Schnee (in Drei Annen Hohne) 07.02.2015
Meine Hundedame, die Lily, schläft morgens gern etwas länger. Sie liegt in ihrer warmen Kuhle und kommt höchstens dann
zeitig heraus, wenn es bei Herrchens Frühstück etwas zu erhaschen gibt. Dann kaut sie genussvoll, sieht mich fragend an,
ob das wirklich schon alles war, und dann trottet sie wieder ab in ihre warme Kuhle. Dort bleibt sie dann liegen, während
ich die mir anvertrauten Pflichten erledige. Sie meldet sich erst wieder, wenn sie dringend nach unten muss, wo die Wiese
hinter dem Haus zur Hundemorgentoilette einlädt. Dann trage ich die Hundelady auf meinem Arm eine Etage nach unten.
Während Madame Lily also über die Wiese schnüffelt, ihre Hundezeitung liest und in alle möglichen Ecken pieselt, habe ich
Gelegenheit, ausgiebig die Wetterlage zu beurteilen. Zwar kann man vom Hinterhof die Berge nicht sehen, aber die
Wolken, wenn sie da oben über die Dächern hinweg ziehen, verraten eine Menge darüber, wie der Tag werden könnte.
Wenn anstelle der Wolken nur der blaue Himmel zu sehen ist, könnte sich ein schöner Tag ankündigen. An diesem
Samstagvormittag war es so und außerdem lagen hier nur noch einige kümmerliche Rest Schnee herum und meine
Hundelady sah mich mit fragenden Augen als wolle sie sagen: „Ist das schon alles oder darf ich auch mal viel Schnee zum
Spielen haben?“. In diesen Minuten überkam mich die Idee, hoch in den Harz zu fahren, um ein wenigstens ein einziges
Mal einen Wintertag mit Schnee zu erleben. Dort oben, am Rande vom Nationalpark Harz, soll noch genug Schnee zum
Rodeln und Wandern liegen, hat mir eine Nachbarin vorgeschwärmt. Das muss Lily auch gehört haben und so konnte ich
ihren kleinen Hundeaugen nicht mehr widerstehen.
Am frühen Nachmittag rollt die alte Blechkarosse aus Halberstadt heraus, dem nahen Harz entgegen. Wir lassen
Blankenburg links liegen, unterqueren die schnelle B6 und biegen zwei Kilometer weiter in Heimburg nach links von der
Hauptstraße ab. Von jetzt auf gleich wird die Straße steil, so wie es ein bekanntes Lied besingt, nur kehre ich nicht um,
sondern nehme die wenigen Kilometer durch den Wald in Angriff, die mich immer mehr nach oben bis nach Elbingerode
führen. Irgendwann ist rechts der Brocken zu sehen, ehe er wieder im Dunst verschwindet und ich, diesmal nach rechts,
auf die Straße nach Drei Annen Hohe abbiege. Die Straße führt jetzt durch verschneite Wälder zu beiden Seiten, ehe wir
nah dem Bahnhof von „Drei Annen Hohne“ aussteigen und bis zum Knie im Schnee versinken. Endlich Winter!
Der Parkplatz ist von Schneebergen umgeben und hoffnungslos zugeparkt. Ich stelle die Karosse am Straßenrand ab,
während sich die Hundedame Lily laut bellend über die weiße Pracht überall äußert. Die Kleine ist ganz und gar aus dem
Häuschen und so wird es auch die nächsten zwei Stunden, die wir hier oben verbringen werden, bleiben. Mit dem Hund an
der Leine überquere ich die Schienen der Harzbahn und die Straße, die von Wernigerode hier hinauf führt. Auf der anderen
Seite beginnt ein Weg direkt in den Wald und dort betreten wir den Nationalpark Harz.
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An diesem Nachmittag sind wir nicht die einzigen. Einige haben Schlitten mitgebracht und rodeln uns, von oben kommend
und laut rufend, entgegen. Links und rechts vom Weg stehe hohe Bäume ganz in Weiß gehüllt und je weiter wir nach oben
kommen, desto imposanter wird die Aussicht. Schließlich öffnet sich eine große Lichtung, darüber ein blauer Himmel und
das Licht der Sonne funkelt. Was für ein grandioser Anblick!
Lily bekommt freien Lauf und kann jetzt nach Herzenslust durch den Schnee flitzen. Ich habe meine kleine Hundedame
schon lange nicht mehr so ausgelassen rennen und springen sehen. Sie hüpft und sie stupst mich, als wolle sie mich
auffordern, mit ihr zu toben. Ich genieße es einfach, meine Kleine so ausgelassen und glücklich zu sehen. Manchmal
kommt sie aus Versehen in den weichen Schnee am Rand und dann verschwindet sie beinahe darin. Mit dem nächsten Satz
aber ist sie schon wieder auf der Piste, sie schüttelt sich und das Vergnügen kann von vorn beginnen.
Die ganze Zeit über scheint die Sonne vom blauen Himmel. Der Brocken ist nur wenige Kilometer von hier entfernt, ist aber
wegen der hohen Bäume nicht zu sehen. Da müssten wir noch ein Stück höher, aber das haben wir heute nicht vor. Als
vom Brocken dichte Wolken herüber wehen, lassen auch wir uns mit den Massen treiben. Viele steigen in die Brockenbahn,
die am Bahnhof „Drei Annen Hohne“ zur Abfahrt bereit steht. Lily, die jetzt friert und zittert, wird in eine Decke
eingewickelt. Die Fahrt nach unten verfolgen zwei müde Hundeaugen. Abends wird sie dann in ihrer Decke liegen und
sicher vom Spiel im Schnee unterhalb des höchsten Berges im Harz träumen.
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, Begegnungen und Erlebnissen (nicht nur) im Harz.